Noch 11 Monate bis zum Brexit ...

07 Mai 2018  |  von Martin Clark

... und ein neuer Deutscher bei Apteco! Als Unternehmen mit Hauptsitz in Großbritannien behalten wir natürlich den Überblick über die wöchentlichen Ereignisse und Wendungen im Brexit-Verhandlungsprozess,  wobei wir uns nicht davon ablenken lassen, uns auf die Entwicklung von erstklassiger Software zu konzentrieren und unsere Partner und Kunden vor Ort zu unterstützen.

Wir dachten, dass Apteco-Partner in Deutschland an einer kurzen Zusammenfassung zum Thema Brexit und dessen Relevanz für Apteco und unsere Partner interessiert sind, als Follow-Up zu unserem Blog-Artikel vom Januar 2017.

Aktueller Stand

Nach dem britischen Referendum im Jahr 2016 ist geplant, dass das Vereinigte Königreich am Freitag, den 29. März 2019, um 23.00 Uhr britischer Zeit aus der EU austreten wird. 

Das Vereinigte Königreich und die EU haben sich vorläufig auf die drei "Scheidungsfragen" geeinigt, nämlich 

1. den finanzielle Ausgleich zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU
2. was mit der nordirischen Grenze passieren wird und 
3. was mit britischen Staatsbürgern, die anderswo in der EU leben, und EU-Bürgern, die im Vereinigten Königreich leben, geschieht. 

Nachdem man sich auf eine 21-monatige "Übergangszeit" geeinigt hatte, um den Weg zu den Post-Brexit-Beziehungen zu ebnen, gehen jetzt die Gespräche zu den künftigen Beziehungen weiter.

Die Übergangsfrist bezieht sich auf einen Zeitraum nach dem 29. März 2019 bis zum 31. Dezember 2020, und ermöglicht es Unternehmen sowie allen Privatpersonen, alles in die Wege zu leiten und sich auf den Zeitpunkt vorzubereiten, an dem die neuen Post-Brexit-Regeln zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU in Kraft treten. 

Das Hauptaugenmerk liegt nun auf der Verhandlung eines Handelsabkommens für die Zeit nach dem Brexit. Die Verhandlungen sollen bis zum Herbst 2018 abgeschlossen sein.

Heiß diskutierte Themen

1.    Wird das Vereinigte Königreich in einer Zollunion bleiben?

Der 1992 geschaffene Binnenmarkt der Europäischen Union ermöglicht den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen innerhalb der Europäischen Union, als wäre sie ein einziges Land. Die Zollunion stellt sicher, dass alle EU-Mitgliedsstaaten die gleichen Einfuhrzölle für Länder außerhalb der EU erheben. Sie erlaubt es den Mitgliedstaaten, frei miteinander zu handeln, ohne lästige Zollkontrollen an den Grenzen, schränkt aber ihre Freiheit ein, ihre eigenen Handelsgeschäfte abzuschließen.  Die britische Regierung hat erklärt, sie wolle die Zollunion verlassen, obwohl das Parlament eine Abstimmung darüber erzwingen könnte, da es auch starke Gegner dieser Ansicht gibt.

2.    Die Grenze zu Nordirland

Dies scheint eine schwierige Aufgabe zu sein. Niemand möchte eine harte Grenze zwischen Irland und Nordirland, und damit den Friedensprozess in Irland gefährden. Es scheint jedoch keine klare Lösung dafür zu geben, wie man außerhalb einer Zollunion sein kann, ohne eine harte Grenze zwischen Nordirland und dem britischen Festland oder zwischen Irland und Nordirland zu haben. Die Regierungen der EU, Irlands und des Vereinigten Königreichs scheinen keine gemeinsame Lösung zu finden, die allen Parteien gerecht wird. Diese Frage droht jedes Abkommen zum Verlassen der Zollunion zu überschatten.

Werden die britischen Abgeordneten über den endgültigen Brexit-Vertrag abstimmen?

Ja. Die Regierung hat versprochen, dass es am Ende des zweijährigen Prozesses eine parlamentarische Abstimmung geben wird, um die Einigung zwischen dem Vereinigten Königreich und der restlichen EU zu verabschieden.

Könnten britische Abgeordnete den Brexit blockieren?

Theoretisch ja, aber in diesem Fall müsste auch die EU zustimmen. Das Ergebnis des Referendums ist nicht rechtsverbindlich, und auch das Rücktrittsabkommen muss vom Parlament ratifiziert werden. Aber das Vereinigte Königreich hat bereits den automatischen Prozess zum Austritt aus der EU eingeleitet. 
Die Abgeordneten könnten gegen den Ausstiegs-Deal zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU stimmen. Dies würde allerdings bedeuten, dass das Vereinigte Königreich auf dem Weg wäre, ohne einen Deal zu gehen, anstatt den Prozess zu stoppen. Einige Anti-Brexit-Abgeordnete glauben, dass sie dann genügend viele ihrer Kollegen überzeugen könnten, ein zweites Referendum zu unterstützen, aber das ist nur Spekulation.

Wie wird der Brexit in Großbritannien gesehen, und wie in Deutschland?

In Großbritannien: eine nicht enden wollende Geschichte, die die täglichen Schlagzeilen beherrscht. In Deutschland/in der EU: Hier scheint es, als wollen die Leute es endlich hinter sich bringen, denn es gibt andere drängende Probleme, wie zum Beispiel den neuen europäischen Haushalt und politische Provokationen des gegenwärtigen Status quo aus einigen östlichen Ländern wie Polen und Ungarn.

Welche Auswirkungen hat der Brexit auf Apteco, auf unsere Partner und unsere Kunden?

Apteco möchte die Auswirkungen auf sein Geschäft in Großbritannien und Europa minimieren. Es gibt jedoch einige Punkte, die berücksichtigt werden müssen.
1.    Mitarbeiter. Obwohl ein Abkommen über die Situation der EU-Bürger, die im Vereinigten Königreich arbeiten, und britischer Staatsbürger, die in Europa arbeiten, grundsätzlich vereinbart wurde, konnten noch nicht alle Einzelheiten geklärt werden, und das Thema dürfte bei den bevorstehenden Handelsverhandlungen eine geringe Priorität haben. Daher bestehen nach wie vor ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Rechte britischer Arbeitnehmer in der EU. Da alle Mitarbeiter der Apteco GmbH nun deutsche Staatsbürger sind, sind keine Probleme mit Arbeits- oder Aufenthaltsgenehmigungen absehbar.  Unter den deutschen Mitarbeitern ist jetzt auch Martin Clark, Geschäftsführer der Apteco GmbH und britischer Staatsbürger, der seit April 2018 – nach einem einjährigen Bewerbungsverfahren mit Einbürgerungs- und Sprachtest – deutscher Staatsbürger ist.  Er behält daneben auch seine britische Staatsbürgerschaft und ist erfreut, sich nun den anderen vier Mitgliedern seiner engen Familie anzuschließen, die von Geburt an Deutsche sind. 
2.    Tarife. Da der kommerzielle Brexit-Vertrag noch nicht ausgehandelt wurde, ist es schwer zu sagen, ob zukünftig Zölle beim Import von Software anfallen werden. Dies halten wir jedoch für unwahrscheinlich, da es derzeit keine Zölle für den Download von Software aus Nicht-EU-Ländern gibt, wie zum Beispiel aus den USA. 
3.    DSGVO. Eine spannende Frage! Ironischerweise werden zurzeit in Großbritannien große Anstrengungen unternommen, um auf die DSGVO vorbereitet zu sein, und das obwohl das Land die EU im nächsten Jahr verlassen wird. Es ist jedoch zu hoffen, dass die DSGVO Teil des Brexit-Deals wird, da das Vereinigte Königreich andernfalls ein Dritt-(Nicht-EU-)Land wäre und zusätzlichen Verpflichtungen in Bezug auf die Datenübermittlung zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich unterläge. Da Apteco keine Kundendaten hostet, ist es unwahrscheinlich, dass dies an sich ein Thema sein wird, obwohl es für Unternehmen, die in beiden Regionen tätig sind, zu einem Problem werden könnte.
4.    Sonstiges. Im Laufe der Zeit könnten sich weitere Erwägungen ergeben, z. B. Unterschiede im Handelsvertragsrecht. Sobald diese Fragen konkreter werden, wird Apteco dazu Rechtsberatung einholen. Mit dem Übergangsabkommen wird ein harter, abrupter Ausstieg vermieden, sodass genügend Zeit bleibt, um sich auf Änderungen vorzubereiten. 

Wir sehen letztendlich keine größeren Probleme, die einen Anlass zur Beunruhigung geben. Als lokal ansässiges deutsches Unternehmen, dessen Mitarbeiter nun alle volle EU-Arbeitnehmerrechte besitzen, wird sich die Apteco GmbH auf "business as usual" konzentrieren und weiterhin bestrebt sein, ihre Partner und Kunden mit der Apteco Marketing Suite zu begeistern, die auch zukünftig in Großbritannien entwickelt wird.

Sollten Sie als Partner oder Kunde Fragen oder Bedenken haben, rufen Sie mich gerne direkt an!

Martin Clark

Geschäftsführer

Der gebürtige Brite Martin Clark zählt mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Daten-, Technologie- und Marketing-Umfeld zu den Experten in Customer Analytics und Kampagnen Automation. Als Geschäftsführer der Apteco GmbH verantwortet er den Geschäftsausbau des Marketing Software-Anbieters in der DACH-Region vom deutschen Standort aus in Frankfurt am Main. Unter dem Motto „Insight into Action“ hilft Apteco Unternehmen dabei, mit analytischen Insights ihre Kundenbindung zu stärken, Kunden durch Personalisierung zu begeistern und zu loyalen Fans entlang der Customer Journey umzuwandeln.

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