WM-Orakeln mit Apteco FastStats
14 Juni 2018 | von Stefan Graetzer
Unsere Analyse zur Fußball-Weltmeisterschaft 2018. Jetzt ist es wieder soweit. Die 21. Fußball-Weltmeisterschaft startet in Russland mit dem Eröffnungsspiel der Gastgeber gegen Saudi-Arabien. Ob sich die Russen ebenfalls so schwertun wie die deutsche Mannschaft in der Vorbereitung, die nicht über ein 2-1 hinauskam? Bald werden wir es wissen. Für über einen Monat rollt jetzt der Ball und König Fußball regiert wieder den Alltag. Zeit, sich auf die nächsten Wochen einzustimmen und ein wenig statistische Nachforschung zu betreiben.
Gleichziehen mit Brasilien
Viermal hat es das deutsche Team bisher geschafft, den Welt-Fußballthron zu erklimmen. Erinnern wir uns an das letzte Mal: Schweinsteiger macht im Finale das Spiel seines Lebens und Mario Götze schießt die deutsche Elf zum vierten Mal zum Titel. Und nicht zu vergessen das legendäre 7-1 gegen Brasilien, das als Mineiraço in die Fußballgeschichte einging. Doch auch die Jahre davor sah es schon richtig gut aus. Seit 2002 hat Deutschland stets mindestens das Halbfinale erreicht. Wenn es 2018 wieder klappt, dann könnte Deutschland in der „ewigen“ Tabelle an den Brasilianern vorbeiziehen.
Auszug aus der "ewigen Tabelle" der Fußball-Weltmeisterschaften
Angstgegner nicht dabei
Italien ist nicht dabei. Das ist auf der einen Seite gut, denn wir sind oft gegen Italien ausgeschieden und selten über ein Unentschieden hinausgekommen. Oder ist es am Ende doch schlecht? Denn immer, wenn Deutschland Weltmeister wurde, waren die Azzurri zumindest qualifiziert. Sehr unklare Vorzeichen. Eben deshalb habe ich ein Apteco FastStats-System erstellt und mit sämtlichen Spielen aller Weltmeisterschaften gefüttert. Mal sehen, welche neuen Erkenntnisse zu Tage gefördert werden.
Bilanz gegen die Vorrundengegner positiv
Recht positiv stimmt die Bilanz gegen unsere Vorrundengegener. Gegen Südkorea, Mexiko und Schweden haben deutsche Teams bisher gute Erfahrung gemacht. In 10 WM-Spielen gab es nur eine Niederlage, und zwar vor 60 Jahren gegen Schweden, als die Wikinger ihren Heimvorteil ausspielten. Also kein Grund zur Sorge – wir kommen weiter. Ohnehin ist die deutsche Mannschaft, wenn sie qualifiziert war, noch nie in der Vorrunde gescheitert.
* Elfmeterschießen nach Verlängerung werden als Siege gewertet
Bilanz gegen alle WM-Teilnehmer
Schauen wir uns die bisherigen Spiele Deutschlands gegen alle Mannschaften an, die sich für die diesjährige Weltmeisterschaft qualifiziert haben, kommen wir auf insgesamt 66 Begegnungen mit deutscher Beteiligung. Davon konnten die Spieler in Schwarz-Rot-Gold 46 Siege erringen. 9 Spiele wurden mit Unentschieden und 11 mit einer Niederlage beendet. Alles in allem eine ausgezeichnete Bilanz für das deutsche Team. Eine negative Bilanz gibt es lediglich gegen Kroatien und Dänemark zu verzeichnen, allerdings kam es hier jeweils erst zu einem Aufeinandertreffen.
Deutschland gehört am häufigsten zu den vier besten Mannschaften
Nach der untenstehenden Treemap geht Deutschland als Favorit hervor. Von insgesamt 21 Weltmeisterschaften hat es die deutsche Nationalmannschaft in 13 Fällen mindestens ins Halbfinale geschafft: 4 Mal Weltmeister, 4 Mal zweiter Platz und 5 Mal bis ins Halbfinale. Nur Brasilien ist ähnlich gut. Sie fuhren 5 Mal als Weltmeister und 1 Mal als Zweiter nach Hause, und weitere 5 Mal war im Halbfinale Schluss.
Wer wird dieses Mal Weltmeister?
Geht man nach den Buchmachern, so liegen Deutschland und Brasilien mit einer Quote von 5 bis 5,5 fast gleichauf. Laut der international beliebten Manager-Simulation „Football Manager 2018“ wird es jedoch Belgien schaffen. Ganze 22 Mal sicherten sich die belgischen Nachbarn in 100 Simulationen den Titel. Doch was sagt mein FastStats-System dazu? Unser statistisches Modell scheint wohl der gleichen Meinung zu sein wie bei der Europameisterschaft 2016. Favorit ist Frankreich, knapp vor Spanien und mit etwas Abstand vor England. Weltmeister Deutschland besetzt gerade einmal Platz 7 in unserem Scoring. Die deutsche Mannschaft entspricht somit nicht dem typischen Bild eines durchschnittlichen Weltmeisters. Kleiner Trost: Noch schlechter schneidet Brasilien in unserem Modell ab. Die Seleção landet auf Rang 10.
Bestimmte Werte sind für unser Scoring-Ergebnis besonders ausschlaggebend. So ist beispielsweise die Anzahl der Niederlagen bei Weltmeisterschaften ein signifikanter Faktor in unserem Modell. Am wahrscheinlichsten wird der Sieger der WM 2018 eine Mannschaft sein, die bisher zwischen 19 und 22 Mal verloren hat.
Das nachfolgende Profil erläutert einige dieser signifikanten Faktoren genauer:
Clusteranalyse zum Schluss
Zu guter Letzt habe ich eine Clusteranalyse mit den gleichen Variablen vorgenommen, welche mir die 32 WM-Teilnehmer in 5 Cluster aufteilen sollte. Und siehe da, dieses Modell passt recht gut zu den Scoring-Ergebnissen, die ich zuvor berechnet habe. Deutschland und Brasilien sind in Sachen Toren, Teilnahmen, WM-Titel etc. den anderen Mannschaften so weit voraus, dass sie nicht dem Profil-typischen Bild des Weltmeisters entsprechen.
Nach dem was wir wissen, sind also diese beiden Teams die Topfavoriten. Spanien und Frankreich, die in unserem Scoring weit vorne lagen, gehören zum Cluster der Favoriten. Dann gibt es die Gruppe der Geheimfavoriten, die noch nie Weltmeister wurden, aber schon oft dabei waren. Und zu guter Letzt die beiden Gruppen „Außenseiter“ und „Chancenlos“, denen wohl niemand eine ernsthafte Chance auf den Titel einräumt.
In etwa 4 Wochen wissen wir, ob das statistische Modell in Apteco FastStats Recht behalten wird, oder ob vielleicht doch ein Geheimfavorit Weltmeister wird. Ich jedenfalls freue mich auf eine spannende Weltmeisterschaft 2018 und drücke Jogis Jungs die Daumen.